Klüngeln in den ersten Stunden

Rückblick auf die ersten fünf Jahre (2001 – 2006)

Aus Anlass des 5-jährigen Jubiläums unseres Dortmunder Klüngel-Stammtisches am 27.11.2006 befragten die Orga-Frauen Gudrun Soldan und Margot Grulke einige Frauen zum Stammtisch und verfassten einen Sonder-Newsletter.

Hier eine kurze Zusammenstellung daraus mit wichtigen Sätzen, klugen Sprüchen und markanten Aussagen.

Die ‚Neuen‘ im Netzwerk

Brigitte Schubert, Diplompädagogin, seit November 2006 dabei

Für mich ist Netzwerkarbeit enorm wichtig. Ich bin in vielen Netzwerken aktiv, u.a. im Unternehmerinnen-Netzwerk ‚PROFILE‘ sowie in Frauennetzwerken zu den Themen ‚Beruf und Frauenrechte‘. Darüber hinaus engagiere ich mich in der Menschenrechtsarbeit.

Ingrid Beckmann, Dipl. Informatikerin, www.betu.de, seit ca. 1/2 Jahr dabei

Ich komme gern zwanglos mit Anderen ins Gespräch. Gerade auf diese Zwanglosigkeit lege ich auch Wert, ich möchte das locker und unverkrampft handhaben. Beim Dortmunder Klüngel-Stammtisch fühle ich mich in dieser Hinsicht gut aufgehoben. Mir gefällt die ungezwungene Atmosphäre, die große und facettenreiche Gruppe. Die Vorträge von Klünglerinnen jeden Monat schaffen einen guten Rahmen mehr über die Arbeit von anderen Frauen zu erfahren.

Tanja Dasbeck, Dipl. Bauingenieurin, www.holzhaus4u.de, seit ca. 2 Jahren dabei

Eigentlich bin ich in meinem beruflichen Bereich Einzelkämpferin mit vielen Männern rundum. Für mich ist es wichtig, dazu eine Balance zu schaffen, mich auszutauschen, neue Denkanstöße zu bekommen. Der offene Rahmen des Stammtisches erleichtert mir das Reinschnuppern und den Einstieg. Ich erlebe neben der Offenheit vor allem die lockere und freundliche Atmosphäre. Die Philosophie, der Gedanke von Geben und Nehmen, gefiel mir ebenso wie die Möglichkeit des Austausches mit anderen Frauen.

Wir sind einfach gut! Der Klüngel-Stammtisch ist mittlerweile fast ein ‚Selbstläufer‘ geworden, er hat sich im positiven Sinne verselbständigt. Nur der Name hat mir von Anfang an nicht gefallen, allerdings sind wir inzwischen so bekannt, dass wir den Namen nicht mehr ändern sollten, er ist mittlerweile schon so etwas wie eine ‚Marke‘.

Höhepunkte sind die Spotlights, die vertiefende Einblicke ermöglichen, oder auch Unternehmenssbesichtigungen, um gezielt Kontakt aufzunehmen. Da wird auch die enorme Vielfalt unter unseren Netzwerkfrauen besonders offenbar. Egal, wie oft man auch am Stammtisch teilnimmt, es wird nie langweilig. Aufträge gab es nicht, aber das hatte ich auch nicht erwartet, denn Holzhäuser kauft man nicht mal eben am Stammtisch. Aber Empfehlungen gab es und gute Kontakte. Ich fühle mich dem Netzwerk zugehörig, damit verbinde ich das ‚Wir‘. Wichtig ist mir bei Spotlights Feedback geben zu lassen, damit löse ich mein Einzelkämpfertum auf.

Die neue Frau, die zu uns kommen möchte, sollte Vertrauen mitbringen, den Stammtisch als Chance sehen, regelmäßig kommen und sich trauen. Die ‚alten Hasen‘ sollten den Neuen klar sagen, was Unternehmertum eigentlich ist und sie darin unterstützen Klarheit zu gewinnen.

Die ‚Frauen‘ der 1. Stunde‘

Angelika Christiansen, Trainerin für Kreative Methoden, im Orga-Team

Der Vorteil des Orga-Teams war und ist, dass sich Frauen aktiv mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten einbringen. Neue Frauen müssen aktiv werden, sich zunächst einmal öffnen und von sich aus auf andere Frauen zugehen. Geben und Nehmen wird gelebt. Frauen haben hier die Möglichkeit sich ohne negative Konsequenzen auszuprobieren und Wertschätzung durch die anderen Klünglerinnen zu erfahren. Während meiner Krankheit erlebte ich unser Netzwerk als sehr unterstützend.

Frauen gaben mir Tipps und Hilfe und ihre Rückmeldungen waren positive Verstärker. Wichtig ist mir das langfristige Ziel, mich mit Hilfe des Netzwerkes nachhaltig bekannt zu machen. Ich möchte eher auf Qualität als auf Masse setzen. Ich wünsche mir, dass jüngere Frauen nachkommen, ‚infiziert vom Virus‘ etwas zusammen zu machen, sich gegenseitig zu unterstützen und erfolgreich zu machen.

Also sind wir so etwas wie eine ‚Tankstelle Netzwerk‘? – Ja in diesem Sinne.

Birgit Kranefoer, Praxis für Ergotherapie, ergoBKranefoer@aol.com, langjähriges Mitglied

Wichtig ist mir das Klüngeln zu üben, was mir nicht leicht fällt. Ich denke, das Bedürfnis nach Vernetzung und somit auch Verstärkung und Unterstützung ist riesengroß, da viele von uns als ‚Einzelkämpferin‘ ihre berufliche Existenz bestreiten. In Erinnerung habe ich das ‚antriebsfördernde Gefühl‘, wenn ich nach den Treffen nach Hause fuhr. Wenn ich jemand persönlich kenne, kann ich mich auch besser und vertrauensvoller mitteilen, z.B. in der Supervision. Ich habe auch schon mehrfach Dienstleistungen persönlich in Anspruch genommen. Zu den Klüngel-Stammtischen gehe ich gerne, weil die Atmosphäre dort meist munter und lebhaft ist und die Klünglerinnen interessant gemischt sind. Als verbindend empfinde ich die ähnlichen Belange der Selbstständigkeit, das allgemeine Austauschbedürfnis und die Suche nach neuen Kombinationen. Das Grundbedürfnis ist eher ein Miteinander als das übliche Konkurrenzdenken.

Christiane Tenbensel, Dipl. Pflegewissenschaftlerin, im Orga-Team

Ich weiß nicht mehr genau, was mich bewogen hat von Anfang an im Orga-Team mitzuarbeiten, zum einen hat es sich so ergeben, zum anderen habe ich immer das Bestreben, Dinge voran zu bringen. Ein wichtiges Thema war für mich geeignete Räumlichkeiten zu organisieren, um damit zu einer Struktur beizutragen. Die Lösung der Räume bei der AWO Dortmund hat sich ja auch bis heute bewährt. Wir haben eine Tradition begründet. Es ist für mich ziemlich beeindruckend die Veränderungen zu beobachten. Für mich stellt sich allerdings mittlerweile die Frage, ob wir bei weiter anhaltendem Wachstum irgendwann an die ‚Grenzen der Machbarkeit‘ stoßen. Die Auftaktveranstaltungen sind ‚gute Visitenkarten‘. Die Presse würdigt unsere Professionalität und ist damit wichtig für uns. Die Vielfältigkeit der unterschiedlichen Frauen mit all ihren Kompetenzen und ihrem Wissen beeindrucken mich. Auch die Regionalstelle Frau und Wirtschaft oder die IHK weisen gerade Frauen in der Gründungsphase oft auf uns hin. Ein Höhepunkt war für mich auch, dass Frau Ellwein von der Wirtschaftsförderung mit und E-mail-Kontakt aus Indonesien hielt, ‚Klüngeln international‘, sozusagen. Besonders wichtig sind mir aber die vielen guten regionalen Bezüge für den Dortmunder Klüngel-Stammtisch. Ein Höhepunkt war auch die Aufzeichnung des Spotlights von Angelika Christiansen durch den WDR bei der AWO.

Hier finden sich Frauen zusammen, die etwas miteinander gestalten und sich mit dem Klüngel-Stammtisch weiter entwickeln wollen. Das hört auch nicht auf, im Gegenteil, es wächst und gedeiht. Für die Zukunft sehe ich eine positive Entwicklung, die jedoch abhängig davon ist, wie wir uns im Orga-Team verhalten. Wichtig ist es, Offenheit, Flexibilität und Dynamik zu erhalten. Würden wir das kaputt machen, hätten wir auf Dauer keine Chance zu überleben. Wir sollten daher auch kein Verein werden. Für neue Frauen ist es wichtig Kontakte herzustellen, um damit ‚am Ball zu bleiben‘. Sie benötigen zunächst bestimmte Strategien, weil sie als Neuling Strukturen und ‚versteckte‘ Klüngel-Strategien noch nicht kennen.

Christiane Wallinda, Pressearbeit, www.zilla.de, im Orga-Team

Ohne Netzwerke läuft in der Geschäftswelt gar nichts. Frauen haben es in der Berufswelt schwerer zu bestehen. Wenn ein Netzwerk nicht mit Pressearbeit auf sich aufmerksam macht, existiert es nicht in der Öffentlichkeit. Der Dortmunder Klüngel-Stammtisch ist durch die Pressearbeit gewachsen. So haben immer neue Frauen von der Idee erfahren und sind dazu gestoßen. Der Klüngel-Stammtisch ist mittlerweile auch in der Männerwelt ein Begriff. Aber von heimlichen Treffen alleine, wäre er bestimmt nicht zu einer wichtigen (Frauen-)Meinung herangereift.

Gudrun Böker, Kommunikationstrainerin, www.gbseminare.de, im Orga-Team

Ich suchte andere Interessierte, mit denen ich mich austauschen konnte und Kooperationspartnerinnen für gemeinsame Projekte. Spannend ist, dass wir so unterschiedlich sind und entsprechend viele Fähigkeiten haben. Wichtig ist die Unverbindlichkeit im Kommen und Gehen sowie die lockere Organisation mit verlässlicher Struktur. An den Abenden gibt es ein Rahmenprogramm mit genauem Ablauf, wobei jeder Abend sich dennoch individuell gestaltet. Es gibt neue Branchen und Berufszweige dadurch, dass immer neue Frauen ins Netzwerk kommen. Frauen aus anderen Netzwerken geben mir immer wieder die Rückmeldung, dass ihnen die lockere, leichte und spannungsfreie Atmosphäre in Dortmund positiv auffällt. Höhepunkte sind unsere Auftaktveranstaltungen, unsere Sommermesse im vergangenen Jahr, die Business Frühstücke im Kavado, die Teilnahme an der Veranstaltung im Rathaus ‚Dortmunderinnen vernetzt‘. Das alles ist wichtig für unseren Eigenwert und wir erhöhen damit den Bekanntheitsgrad. Ich habe einen neuen, interessanten Blick auf Personen bekommen, die beruflich ganz andere Tätigkeiten ausüben als ich. Dabei ist der persönliche Kontakt enorm wichtig, je größer wir werden um so unpersönlicher können wir auch werden. Wichtig ist es, dass sich die Frauen in der Vorstellungsrunde klar dazu äußern, was sie tun oder gern tun möchten, welche Ideen sie antreiben und wo ihre Stärken liegen. Nur so können sie von den anderen Frauen gezielt unterstützt werden.

Susanne Fiss-Quelle, Gründerin und Sprecherin des Dortmunder Klüngel-Stammtisches bis Januar 2006, www.moderation-coaching.de

Die Idee sich nicht nur einmalig im Seminar, sondern fortan regelmäßig zu treffen, entstand im Klüngel-Seminar von Anni Hausladen im Herbst 2001. Klüngeln heißt sich gegenseitig erfolgreich zu machen. An dem Klüngelseminar nahmen damals 20 Frauen teil. Ich organisierte die Treffen die ersten drei Male, so plante ich es jedenfalls damals. Daraus wurden dann über vier Jahre. Erst im Januar 2006 gab ich im Rahmen unserer jährlichen Auftaktveranstaltung meine Funktion als Sprecherin ab. Im Kern geht es beim Dortmunder Klüngel-Stammtisch darum, sich im beruflichen Fortkommen gegenseitig zu unterstützen. Sich untereinander kennen zu lernen, Visitenkarten auszutauschen, die Möglichkeit zu haben, sich im Rahmen einer ‚Arbeitsprobe‘ vor Publikum zu präsentieren – was insbesondere für Gründerinnen eine gute Chance ist – Geschäfte miteinander zu machen, mit anderen Geschäftsfrauen zu kooperieren, gemeinsam etwas ‚auf die Beine zu stellen‘, wie etwa unsere jährliche Auftaktveranstaltung – das macht Netzwerk aus. Sich gegenseitig erfolgreich machen ist damals wie heute unser Leitgedanke. Unser Netzwerk funktioniert auf Dauer nur, wenn alle gleichermaßen ‚geben‘ wie ’nehmen‘. Sehr beeindruckt hat mich das Potential der Frauen in unserem Organisationsteam. Gemeinsam – mit den gebündelten, sich ergänzenden Fähigkeiten – lässt sich unglaublich viel bewegen. Beruflich gesehen konnte ich wertvolle Erfahrungen mit den Medien sammeln, Interviews geben, vor der Kamera stehen, viele Kontakte zu interessierten Geschäftsfrauen und auch anderen Netzwerken knüpfen, mit gleichgesinnten Frauen gemeinsam etwas gestalten, ‚Motor‘ sein bei Entwicklungen.

Ich wünsche mir, dass … unser kompetentes und engagiertes Organisationsteam weiterhin dafür sorgt, dass die Professionalität in Organisation und Angebot erhalten bleibt bzw. das hohe Niveau noch gesteigert werden kann.

… der Anteil der Geschäftsfrauen, die sich aktiv einbringen (z.B. bei der Organisation unserer Auftaktveranstaltungen, Messebeteiligungen etc.) stetig steigt.

… wir unsere Professionalität und das, was wir leben, noch mehr nach außen transportieren und damit als Geschäftsfrauen noch ernster genommen werden.

… somit der Dortmunder Klügel-Stammtisch weiterhin eine verlässliche Größe für alle interessierten Geschäftsfrauen aus Dortmund und Umgebung bleibt.

im November 2006
Gudrun Soldan und Margot Grulke